Hier habe ich 9 Kurzgeschichten geschrieben:

- Das Monstersteak - Kotschlamm - Die Ente - Die schönste Kröte - Witz - Berliner - CLK - Werner Krabbe und die Glorreichen Halunken - Himmlisch weich

Hier mal der Anfang von der Geschichte Das Monstersteak:

Lieben Sie Western?
Ich liebe Western, und ganz besonders schätze ich diese alten Schwarzweiß-Western! Selbstverständlich will ich damit nichts gegen die außerordentlich gelungenen und perfekt gemachten Sachen von Sergio Leone sagen, aber diese Schwarzweiß-Filme haben für mich auch heute noch nichts von ihrer damaligen Faszination eingebüßt.
Sicherlich spielen dabei auch die ersten Erfahrungen gegen Ende meiner Kindheit eine Rolle, als es noch keine Fernsehgeräte und Farbfilme gab und das Kino am Sonntag ein ganz besonderes Ereignis war. Wahrscheinlich ist dieses Gefühl von damals immer noch in meinem Unterbewusstsein verankert und wird durch solche Filme heimlich wieder aktiviert.
Vielleicht waren schon allein die lakonischen Filmtitel für uns eine geheime Andeutung des gesamten Inhalts – ich meine, die Macher dieser Filme haben sich bestimmt etwas dabei gedacht, wenn sie ihrem Werk einen ganz bestimmten Namen gegeben haben, und unsere deutschen Übersetzer haben sich zu der damaligen Zeit noch nicht getraut, an einem Produkt der Siegermacht Amerika irgendwelche Manipulationen vorzunehmen.

High Noon hieß deshalb logischerweise Zwölf Uhr mittags, und nicht, wie sowas heutzutage leider meistens von irgendwelchen offenbar wenig feinfühligen Menschen übersetzt wird, Der Tod lauert am Bahnhof, oder so ähnlich.

Das devote Verhalten gegenüber den Alliierten wandelte sich mit der Zeit – The Tin Star wurde bei uns schon als Der Stern des Gesetzes angekündigt, was zwar immer noch mit dem Inhalt des Films übereinstimmte, aber wie vielsagend wäre doch für uns der Titel Der Blechstern gewesen...

Es kann sein, dass die deutschen Verleihfirmen auch gerade vielsagende Filmtitel als verkaufsfördernd angesehen haben, aber irgendwie haben sie dabei wohl vielsagend mit viel sagen verwechselt. So wurde möglichst etwas Reißerisches aus dem Inhalt in den Titel gepackt, oder, wenn mal überhaupt nichts Reißerisches im Film vorkam, was eigentlich einem guten Western eher diente als schadete, dann dichteten sie eben irgendwas in dieser Richtung hinzu – manchmal hatte ich den Verdacht, dass sie versuchten, die gesamte Geschichte in eine Überschrift zu quetschen, um die Leute massenhaft ins Kino zu locken.

Inzwischen werden Filmtitel ohne Skrupel meistens völlig entstellt – The Good, The Bad And The Ugly heißt aus unerfindlichen Gründen Zwei glorreiche Halunken, und dieses wunderschöne Western–Epos The Ballad Of Cable Hogue heißt (es dreht mir immer noch den Magen um) Abgerechnet wird zum Schluss.

Alle haben wir damals – teilweise heimlich mit der Taschenlampe im Bett – dieses spannende Buch Der letzte der Mohikaner von ].F.Cooper verschlungen, und dann wird dieses wichtige Buch meiner Kindheit endlich mal verfilmt, und nennt sich Der letzte Mohikaner! Warum war das jetzt so wichtig, diesen einen Artikel wegzulassen?

Heutzutage hat sich meine Kinoeuphorie der Nachkriegszeit vermutlich schon allein wegen der dummen Manipulationen der Filmtitel sehr reduziert, und ich sehe mir die meisten Filme mit Grummeln im Magen an!

Ein Western aber, der mich immer ganz besonders fasziniert hat, aus Gründen, die mit Sicherheit von dem Regisseur nicht beabsichtigt waren, stammt dann natürlich auch aus der Zeit, als die Filmwelt noch in Ordnung war. Er heißt Der Mann, der Liberty Valance erschoss.