Vorwort:

Wenn ich die Symptome richtig deute: Zunahme von Aggressivität und Gewalt, rechtsextremistische Gesinnung, Terrorismus und Amokläufe, Anstieg des Drogenkonsums und geringer werdende Qualifikationen von Schulabgänger/innen, sehe ich die Ursachen dafür mit Sicherheit in einer nicht mehr funktionierenden Erziehung in vielen Familien. Dieses Problem lässt für mich nur eine Lösung zu – die Schule muss die Erziehungsaufgabe professionell übernehmen.

Die Kinder verbringen an einer Ganztagsschule zehn Stunden täglich. Zieht man acht Stunden für Schlaf ab, bleiben noch sechs Stunden für Körperpflege, Nahrungsaufnahme und Freizeitgestaltung. Die größte zusammenhängende Zeit verbringen die Kinder also in der Schule.

Lehrkräfte werden aber nach wie vor überwiegend für die Wissensvermittlung ausgebildet. Dass dieses Studium ein erziehungswissenschaftliches genannt wird, ist gelinde gesagt ein Witz!

Bis zum ersten Jahrzehnt der Jahrtausendwende hat Schule noch in etwa funktioniert, weil die Erziehung im Elternhaus als Basis der Entwicklung der Kinder und Jugendlichen noch der gesellschaftlichen Entwicklung folgen konnte. Das ist inzwischen offensichtlich in vielen Fällen nicht mehr der Fall.

Andere Voraussetzungen durch weniger gut oder gar nicht erzogene Kinder und Jugendliche führen aber zu einem anderen Anspruch an Bezugspersonen an den Schulen, die professionell mit diesen zunehmenden Defiziten umgehen können und durch ihre Ausbildung die Familienerziehung ergänzen oder im Extremfall völlig ersetzen können. Die nach wie vor herrschende Vorstellung, einzelne Problemschüler/innen könnten durch Spezialisten, gesondert vom Rest der jeweiligen Lerngruppe, erzieherisch behandelt und danach wieder integriert werden, entspricht inzwischen nicht mehr den aktuellen Erfordernissen. Die Anzahl gesellschaftlich nur noch schwer integrierbarer Schüler/innen nimmt ständig zu und das Ziel, sie zu reintegrieren funktioniert besser mittels gruppendynamischer Prozesse innerhalb in einer festen Lerngruppe über den Zeitraum mehrerer Jahre.

Ich beschreibe in diesem Buch, wie Schule wieder funktionieren könnte, und wie auch viel mehr Lehrkräfte sich für diesen Beruf begeistern könnten...